Nein, hiermit ist nicht gemeint, dass du aufräumen sollst. Obwohl auch das eine Möglichkeit sein kann, Ordnung in dein (äußeres) Leben zu bringen, was durchaus Balsam für die Seele sein kann. Stattdessen ist hier ein inneres Chaos gemeint. Manche Menschen beschleicht das Gefühl, auf dem falschen Weg zu sein, sie können dafür jedoch keinen konkreten Auslöser benennen. Eigentlich ist doch alles in Ordnung, es gibt vielleicht eine Arbeitsstelle, Partnerschaft, Freundeskreis etc., möglicherweise fehlen auch einzelne Punkte, aber die Quelle für die Unzufriedenheit liegt im Dunkeln. Ihr Leben erfüllt sie nicht wirklich, doch sie wissen nicht so richtig, wohin sie sich entwickeln möchten.
Eine Vielzahl an Möglichkeiten
Heutzutage stehen Menschen nahezu unbegrenzte Möglichkeiten bereit, zugleich herrscht aber eine permanente Reizüberflutung. Zu jeder Tages- und Nachtzeit kann ich online shoppen, fernsehen, ausgehen, lesen, whatsappen, surfen und so weiter. Der zwischenmenschliche Kontakt wird zunehmend virtueller, bestimmte Werte wie gemeinsam Zeit verbringen rücken in den Hintergrund. Vielen Menschen fällt es unter den vielfältigen Möglichkeiten und den permanenten Reizeindrücken schwer einen roten Faden oder eine Richtung für ihr Leben zu finden. Aufgrund der Vielzahl an Interaktionen wird seltener reflektiert und hinterfragt. Es wird weniger in sich hineingespürt, wie sich Erlebnisse anfühlen und der Konsum hat einen hohen Stellenwert. Quantität vor Qualität.
Sortiere deine Prioritäten für mehr Ordnung
Gerade heute, fällt es dadurch zunehmend schwerer sich auf eine Sache zu fokussieren, weshalb es sinnvoll ist, mal einen Moment inne zu halten. Um zu wissen, wo du hin möchtest, ist es erst einmal wichtig dir darüber klar zu werden, was deine Werte und Prioritäten sind. Deshalb lohnt es sich, die Dinge, die man als wichtig erachtet, tatsächlich einmal aufzuschreiben und anschließend zu bewerten. Im Folgenden gebe ich dir eine Schritt für Schritt Anleitung, die ich persönlich hilfreich finde. Tatsächlich kann man diese Liste auch gut am Computer, Smartphone oder Tablet erstellen, weil man diese dann jederzeit ergänzen oder erweitern kann.
1. Schritt: Mache dir eine Liste der wichtigen Dinge in deinem Leben
Schreibe alles auf, was du deiner Meinung nach für ein glückliches Leben benötigst. Notiere es so detailliert wie möglich. Du solltest nicht nur Kategorien auflisten, sondern diese präzisieren. Beispielsweise würde auf meiner Liste stehen: 1) Ein gutes Verhältnis von Arbeit und Freizeit, 2) Ein wertschätzender und kollegialer Umgang mit Kollegen, 3) Freunde haben, denen ich vertrauen kann … usw. Da können auch schon einige Punkte zusammenkommen.
2. Schritt: Schreibe den Ist-Zustand auf
Wenn du dann deine Liste durchgehst, ist es wichtig zu jedem Punkt den Ist-Zustand so detailliert wie möglich aufzuschreiben. Wie ist beispielsweise aktuell dein Verhältnis von Freizeit und Arbeit, fühlst du dich in deinem Kollegium wertgeschätzt, inspiriert und erfüllt dich deine Arbeit und so weiter.
3. Schritt: Bewerte die Diskrepanz
In einem dritten Schritt solltest du dann Aufschreiben, wie groß die Diskrepanz ist, beziehungsweise inwieweit die Punkte deiner Liste erfüllt sind. Wünscht du dir beispielsweise einen kollegialen Umgang, hast aber mit zwei Kollegen massive Konflikte, könntest du sagen der Punkt ist nur vier von zehn Punkten erfüllt (0 – der Bereich ist gar nicht erfüllt, 10 – der Bereich entspricht genau meinen Werten).
4. Schritt: Bilde einen Durchschnittswert
Betrachte die verschiedenen Bereiche und prüfe, wie weit deine Prioritäten im Durchschnitt erfüllt sind. Vielleicht sind einige Punkte bereits gut erfüllt, du wirst jedoch sehen, dass es in einigen Bereichen große Diskrepanzen gibt. Schau dir an, wo du besonders unzufrieden bist.
5. Schritt: Überlege dir, wie du Probleme lösen kannst
In einem letzten Schritt gehst du systematisch die Punkte durch und überlegst dir konkrete Lösungsmöglichkeiten, um Ordnung in dein Leben zu bringen. Oft ist Menschen einfach nicht klar, wie belastend einzelne Punkte sind oder wo es überall Diskrepanzen gibt. Wenn du in mehreren Bereichen etwas verbessern kannst, wird sich dein Gesamtwohlbefinden auch deutlich verbessern. Möglicherweise zeigt dir die Liste in einzelnen Bereichen sogar noch einmal die Dringlichkeit auf und bringt dich zu ganz neuen Lösungen, die du vorher nicht in Erwägung gezogen hattest.
6. Schritt: Evaluiere die Fortschritte nach einiger Zeit
Setze erste Veränderungen um und gehe die Liste ein halbes Jahr später noch einmal durch und bewerte die Punkte neu. Du wirst erstaunt sein, was sich alles in so kurzer Zeit verändert hat.
Schlussworte
Auch wenn der Ansatz im ersten Moment vielleicht etwas technisch klingt, ist es eine gute Möglichkeit sich sowohl über seine Prioritäten als auch Handlungsbedarf bewusst zu werden. Du kannst dann gezielt die Punkte verbessern, die aktuell den größten Leidensdruck machen. Zudem siehst du auch, in welchen Bereichen dein Leben bereits nach deinen Wünschen läuft und kannst dir auch Erfolge besser bewusst machen.
Oft ist es nicht die eine große Veränderung, die zu mehr Zufriedenheit und Inspiration führt, sondern die vielen kleinen Fortschritte, die mehr Ordnung in dein Leben bringen.
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