Die richtigen Freunde zu finden, kann unter Umständen schwierig sein. Von einigen Menschen wirst du dich im Verlauf deines Lebens wieder verabschieden, denn, Leben bedeutet Entwicklung. Umstände wie Partnerschaft, Familie, Wohnort oder auch verschiedenen Persönlichkeitsentwicklungen sind einem ständigen Wandel unterworfen. Werte und Prioritäten verschieben sich im Laufe des Lebens und manchmal bergen vormals innige Freundschaften auf einmal ein großes Konfliktpotential. Unter bestimmten Umständen kann dies bis zum Freundschaftsende führen. Doch wie gehe ich damit um, wenn sich mit einem vormals sehr engen Freund/einer engen Freundin vielleicht auch überraschend die Wege trennen oder starke Konflikte entstehen?

Im Prinzip ist das Ende einer engen Freundschaft sehr ähnlich zu einer Trennung einer Liebesbeziehung. Oft bestand die Freundschaft schon sehr lange und man hat vielleicht nicht mit einem Beziehungsende gerechnet. Zudem stellt es häufig eine starke Kränkung dar. Wenn die vormals beste Freundin/ der beste Freund auf einmal nicht mehr mit einem befreundet sein will, fällt es wahrlich schwer das nicht ‚persönlich‘ zu nehmen. 

Bei Partnerschaften gibt es häufig ein klareres Ende mit einem eindeutigen Trauerprozess. Das Umfeld weiß sofort, um die hohe emotionale Bedeutung des anderen und wir erhalten viel Trost und Zuspruch. Es ist ok, Liebeskummer zu haben und eine Weile traurig zu sein. Bei dem Ende einer Freundschaft kann die emotionale Bedeutung für die betroffene Person jedoch schnell einmal durch das Umfeld übersehen werden. Oft läuft das Ende subtiler ab. Die alte Beziehung loszulassen und zu betrauern kann dann manchmal sehr schwer fallen. 

Führe dir vor Augen, warum der andere dir wichtig war

Für deinen Frieden mit der Situation kann es wichtig sein, sich noch einmal die emotionale Bedeutung des anderen zu vergegenwärtigen. Wenn man wütend und enttäuscht ist, hat man einen sehr negativen Blick auf den anderen, was sehr energieraubend sein kann. Häufig fragt man sich dann, wieso man überhaupt mit der Person befreundet war oder sich das so lange hat „gefallen“ lassen. In der Regel ist dies jedoch ein verzerrtes Bild. Auch wenn es natürlich verständlich ist, dass man enttäuscht ist. 

Aber es geht hier auch um eine Person mit der du jahrelang intensiven regelmäßigen Kontakt hattest. In der Regel war die Person dir wichtig und du hast ihr viele positive Gefühle entgegengebracht. Manchmal kann es für das Loslassen der negativen Gefühle hilfreich sein, nochmal den positiven Gefühlen für die andere Person nachzuspüren. Was sind liebenswerte Eigenschaften? Wo war der andere in den letzten Jahren für dich da? Was habt ihr Schönes miteinander erlebt? Oder was verdankst du dem anderen vielleicht auch?

Versteh mich nicht falsch, dass machst du nicht primär für den anderen, sondern für dich. Es geht um deinen Seelenfrieden und darum, einen guten Abschluss mit der Situation zu finden. Das Reflektieren der Freundschaft mit all ihren Facetten kann dabei wichtig sein. Es wäre schade, wenn du den Rest deines Lebens nur mit Enttäuschung und Groll an einen Menschen denken könntest, der dich ein Stück deines Lebens begleitet hat. Oder auch, wenn du daraus Schlüsse für dein Selbst ziehen würdest, wie das du nicht liebenswert bist. Es gibt in der Regel eine Vielzahl von Faktoren, die zum Ende einer Freundschaft führen, woran in der Regel beide ihren Anteil haben. 

Soll ich auf den anderen zugehen?

Besteht die Beziehung noch, aber es gibt starke Konflikte, stellst du dir vielleicht die Frage, ob du diese beenden willst oder noch einmal auf den anderen zugehen willst. Nicht selten entsteht aufgrund von Kränkungen ein Machtkampf. Keiner will den ersten Schritt machen. Schon lange geht es nicht mehr um das Finden einer konstruktiven Lösung, sondern um das Gewinnen des Konfliktes, nicht zuletzt aus Schutz für das Ego und Trotz. Wenn der andere sich blöd verhält, bin ich ja nicht Schuld. 

Die Frage ist jedoch, ob das eine sinnvolle Strategie ist. Am Ende hat man vielleicht dann die Genugtuung, dass man der stärkere war und „gewonnen“ hat, aber im Zweifelsfall auch einen Freund/Freundin weniger. Im Nachhinein betrauern Menschen dann diese Beziehungen nicht selten sehr lange oder grollen der Person, da es sich nicht nach einem schönen Abschluss angefühlt hat. 

Natürlich kann es auch sein, dass es eine Beziehung ist, an der dir nicht (mehr) soviel liegt und sich ein Ende dieser Beziehung für dich sogar erleichternd anfühlt. Dann ist es sinnvoll die Beziehung zu beenden. Aber auch hier bringt es häufig wenig, einen Machtkampf gewinnen zu wollen oder als der stärkere aus der Situation gehen zu wollen. 

Schlussworte

Das Ende einer sehr engen Freundschaft kann genauso schmerzen wie das Ende einer Liebesbeziehung. Du solltest dir Zeit nehmen, diese genauso zu betrauern und versuchen einen gesunden Abschluss zu finden. Vielleicht gibt dir auch die Bewältigung der negativen alten Gefühle noch einmal die Möglichkeit für einen emotionalen Neuanfang mit der Person. Auf alle Fälle wirst du dich in der Regel besser damit fühlen.

Denn um einmal Buddha zu zitieren: „An Zorn festhalten ist wie Gift trinken und zu erwarten, dass der Andere dadurch stirbt.“

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