ich nicht entscheiden zu können, kann quälend sein. Glaubt mir, ich spreche da aus einiger Erfahrung. Mir ging es in meinem Leben oft so, dass ich ambivalent war und mich zwischen mehreren Optionen nicht entscheiden konnte. Ein Stück weit ist es sicherlich auch ein gesellschaftliches Phänomen, da man heute mehr Wahlmöglichkeiten als jemals zuvor hat.

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass die quälendsten Entscheidungen die waren, wo mein Kopf und mein Bauchgefühl in Widerspruch zueinander standen. Eigentlich wusste ich schon was ich wollte, hatte aber Angst das durchzusetzen, weil es vielleicht mit Widerständen oder Aufwand verbunden war. Manchmal auch, weil ich gar nicht begründen konnte, woher mein Gefühl kam. Wie viele andere auch, hatte ich Angst Fehler zu machen oder wollte, dass meine Entscheidung besonders durchdacht waren. Gerade Anfang meiner Zwanziger ging es mir oft so. Ich hatte damals häufig noch den Impuls mich beweisen zu müssen, da ich noch nicht auf viel zurückblicken konnte. Zudem habe ich meiner Lebenserfahrung weniger vertraut als heute.

Entscheidungen fällen befreit

Eine Entscheidung zu fällen, kann unheimlich befreiend sein. Die häufigste Sorge, warum sich Menschen mit manchen Entscheidungen schwer tun, ist vor allem die Angst vor “Fehlern”, die sie im Endeffekt bereuen. Meiner Erfahrung nach ist das aber nur selten der Fall. Bei vielen Entscheidungen gibt es kein richtig oder falsch, sondern nur zwei Wege, die zu unterschiedlichen Resultaten führen. Du weißt nicht, ob der andere Weg besser oder schlechter gewesen wäre. Es kann auch beruhigen, dir zu vergegenwärtigen, dass du viele Entscheidungen wieder rückgängig machen oder später wieder einen anderen Weg einschlagen kannst. Die wenigsten Entscheidungen sind so wichtig, dass du den Rest deines Lebens unglücklich wirst, wenn du dich “falsch” entscheidest. 

Höre auf dein Bauchgefühl

Aber wie fälle ich am besten Entscheidungen? Gerade in der rationalen Welt sind wir angehalten Entscheidungen gut abzuwägen und zu durchdenken, was ja auch sinnvoll ist. Pro-&-Kontra-Listen können dabei beispielsweise helfen. Solche Strategien haben jedoch oft ihre Grenzen, insbesondere wenn Entscheidungen zwar gleich viele, jedoch sehr unterschiedliche Vor- und Nachteile haben. Dann geht es im Endeffekt nur darum, was du dir eigentlich wünscht oder wie du leben willst. Beispielsweise kann das Stadtleben ganz andere Vorzüge als das Landleben haben. 

Ich bin in meinem Leben tatsächlich immer gut damit gefahren, meinem Bauchgefühl zu vertrauen. Obwohl ich mich auch oft dagegen entschieden habe und die vermeintlich “sicherere” oder “rationalere” Entscheidung gefällt habe. Oft waren das jedoch dann Entscheidungen, wo ich Jahre später immer noch merke, dass ich mich mit diesen nicht richtig wohl fühle und jetzt noch über eine Veränderung nachdenke. 

Ein kleiner Trick fürs Unterbewusstsein

Das Problem dabei ist, dass vielen Menschen, inklusive mir, nicht immer ganz bewusst ist, was das Bauchgefühl sagt. Manchmal will man es natürlich auch einfach nicht wahrhaben, da mit der Bauchentscheidung erst einmal auch negative Konsequenzen oder Ängste verbunden sind. Es kann auch für einige Menschen schwierig sein, überhaupt ihrem eigenen Gefühl zu vertrauen, wenn beispielsweise viel “Gegenwind” aus dem nahen Umfeld kommt. Das alles kann natürlich unheimlich verwirren, so dass du unsicher in deinen Entscheidungen wirst oder nicht mehr weißt, was dein Gefühl eigentlich sagt.

Ich habe mir über die Jahre einen kleinen Trick angewöhnt, wenn ich mich einfach nicht entscheiden kann oder denke, dass ich beide Entscheidungen genau gleich viel präferiere. Ich nehme mir eine Münze und werfe sie, mit dem Vorsatz mich an das Ergebnis zu halten. Bevorzuge ich wirklich beide Optionen gleich stark, und das Ergebnis löst ein neutrales Gefühl in mir aus, dann ist es egal und ich mache einfach was die Münze mir sagt. In der Regel passiert aber Folgendes beim Münzwurf: Ich merke, dass ich mich entweder über das Ergebnis freue oder enttäuscht bin, ich also sehr wohl ein Gefühl hatte. Bin ich enttäuscht vom Ergebnis, mache ich das andere und höre auf mein Gefühl.

Handeln trotz Ängsten

Natürlich solltest du wichtige Entscheidungen nicht überstürzen, jedoch auch nicht unnötig hinauszögern. Der Zustand der Ambivalenz ist in der Regel quälender und bestehende Probleme und Unsicherheiten verschlimmern sich oft, je länger du wartest. Vermeidung hält die Angst aufrecht. Zudem kann es ein gutes Gefühl sein sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und Verantwortung zu übernehmen. Hab Vertrauen in dich selbst.

Bild von Christian Hirsch

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